Programme
Ganz großes Kino
Ein unbescheidener Titel? Ja sicher, ein Titel, bei dem man liefern muss – und der Kabarett-Ötzi aus Bern, formerly known as „Das Wunder von Bern“ (speziell am Morgen danach) wird liefern, das verspreche ich.
Ich habe ja nie Politkabarett gemacht, es war mir zu vorhersehbar und wurde auch zunehmend überflüssig, weil schon seit längerem über Politiker direkt gelacht wird. Aber ganz unkommentiert kann ich den ganz normalen Wahnsinn nicht lassen, der sich z.Z. abspielt. Wir erleben gerade die ultimative Ironie der Geschichte: Nachdem die BRD in den 90er Jahren die DDR vereinnahmt hat, werden wir staunend Zeuge der DDRisierung dieses Landes mit dem Unterschied, dass die Grenzen wesentlich poröser sind als damals, aber ansonsten ähnelt das Land immer mehr einer geschlossenen Anstalt.
Aber das ist wie gesagt nur ein Randthema und hat mir meine Lust an den von mir schon immer präferierten Themen nicht im geringsten verdorben: Neue Alltagsbeobachtungen, Sprachanalysen, Zeitgeistkommentierungen (u.a. die grassierende Wohlstandsverwahr-losung) und natürlich Anmerkungen zum Geschlechterkampf, insbesondere wie die beiden Hauptgeschlechter versuchen, sich in ihren neuen Rollen zurechtzufinden. Ein paar Highlights aus früheren Programmen gibt’s natürlich auch und ausserdem lasse ich auf vielfachen Wunsch meiner Klavierleidenschaft freien Lauf.
Von Speed Dating bis Nordic Stalking“ – Über Beziehungen 2 go –
„Zwei Menschen sind für eine harmonische Beziehung einfach zu viel!“
Wie konnte die traditionelle lebenslängliche Zweierbeziehung in nur einer Generation zum Auslaufmodell werden?Dr. G. Sprüngli, seines Zeichens Therapeut und Sexualforscher, weiss es, er war nämlich dabei. Dank der Gnade der frühenGeburt hat er die Sexuelle Revolution in den Sixties miterlebt, als Frauen anfingen, aktiv am Geschlechtsverkehr teilzunehmen,wodurch alles sehr komplizert und zeitraubend geworden ist. Den Rest besorgte die Digitale Revolution, die uns gerade ungefragt überrollt. Sie hat die Geschlechtsverkehrsanbahnungdramatisch beschleunigt. Vor ein paar Jahrzehnten musste sichein Paar ewige Treue schwören, ohne sich jemals nacktgesehen zu haben, heute ist man schon vor dem 1. Datebestens über die Anatomie des Partners im Bilde.
Vorsicht: Zwerchfellattacken Alarm!
Zuzibilität der Weisswurscht! RELOADED
Christian Überschall gehört zu den Spätzündern, nicht zuletzt, weil er aus dem Berner Oberland stammt. Er hat erst als 45-jähriger Steuerberater und Hobbypianist entdeckt, dass es noch etwas besseres gibt als Bilanzkosmetik und Gewinnt uning: Musikkabarett! Bis sein erstes Programm „Saupreiss, Schweizerischer!“ abendfüllend war, hat er dann nochmals 5 Jahre gebraucht.
Als er vor der Entscheidung stand, den alten Beruf an den Nagel zu hängen, haben ihm eigentlich alle abgeraten, ausser seinen Mandanten.
Da hat er sich gesagt: »No risk, no fun!« Seither hat er es immerhin auf zehn Programme gebracht. Nachdem ihm sein Agent, der die unterschwellig erotisierende Wirkung des Schweizer Akzents erkannte, geraten hat: »Weniger spielen, mehr reden!« ist die Musik immer mehr in den Hintergrund getreten.
CHRISTIAN ÜBERSCHALL wurde vor einigen Jahren in Salzburg zum „Besten in München lebenden Schweizer Kabarettisten“ gewählt. Sein Programm „Die Zuzibilität der Weißwurscht“ geniesst Kultstatus. Nun wurde er immer wieder angefleht (teilweise auf Knien), dieses Programm noch einmal zu spielen. Er hat die Wünsche erhört und die Highlights aus dem Klassiker mit neuen Texten kombiniert.
Wenn Treue Spass macht, ist es Liebe
(Ich war meiner Frau schon oft treu)
Im Kabarett ist es beim Thema „Mann/Frau“ ähnlich wie für einen Musiker beim Blues: Ein guter Künstler kann immer wieder neuen Honig daraus saugen.
Der seit 40 Jahren in München wohnhafte Schweizer Kabarettist Christian Überschall ist ein Veteran an der Männer/Frauen-Front.
Christian Überschall ist ein Veteran an der Männer/Frauen-Front.
Er hat schon als kleiner Junge lieber Schneefrauen gebaut als Schneemänner. Dann hatte er das Glück, dass seine Geschlechtsreife mit dem Beginn der Sexuellen Revolution in den Sechzigern zusammenfiel, als Frauen angefangen haben, aktiv am Geschlechtsverkehr teilzunehmen, wodurch alles sehr kompliziert und zeitraubend geworden ist. Anschliessend konnte er seine Sturm- und Drangzeit in der kurzen Phase völliger Zügellosigkeit zwischen der Einführung der Pille und dem Ausbruch der Aids-Panik ausleben.
Es folgten 30 Jahre Ehe mit allem, was dazu gehört. Sein Fazit aus dem Vergleich von Single- und Eheleben: »Ich kann beides nicht wirklich empfehlen. Vielleicht sind zwei Menschen für eine harmonische Beziehung einfach zu viel!«
Das alles hat Überschall in seinem neuen Programm verarbeitet. Es liegt in der Natur des Themas, dass dabei Erkenntnisse seines Alter Egos Dr. Wilhelm G. Sprüngli (Cunnilingus ist kein Honigschlecken) ihre angemessene Berücksichtigung gefunden haben.
Die letzten Rätsel der Menschheit
Gibt es Gott überhaupt und wenn ja warum nicht? Wo chillt er? Wenn er den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat, warum ist er dann dann so bescheuert? Wieviele Dezibel hatte der Urknall und was war davor?
Gibt es Gott überhaupt und wenn ja warum nicht? Wo chillt er?
Wenn er den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen hat, warum ist er
dann dann so bescheuert? Wieviele Dezibel hatte der Urknall und was war
davor?
Gibt es außerirdische Intelligenz? (Ja. Der Beweis liegt darin, dass die nicht
versucht haben, mit der Erde Kontakt aufzunehmen)
Warum sind die Bayern alle gestört? (Antwort eines Bayern: “WIr sind nicht
g’stört, wie werd’n g’stört!”)
Warum sind wir dazu prädestiniert, an den freien Willen zu glauben?
Nachdem Christian Überschall die Feldforschungen zu „Bayern“ und „Sex“
mit jeweils mehreren erfolgreichen Kabarettprogrammen vorerst abgeschlos-
sen hat, stellt er sich mit seinem neuen Programm erneut einer echten
Herausforderung: Den letzten grossen ungelösten Fragen der Menschheit.
Dabei hat er die überraschende Endeckung gemacht, dass sie ein gewaltiges
Komikpotential beinhalten. Überschall war ja bekanntlich schon immer ein
Meister des Spagats zwischen Tief- und Flachsinn, aber hier geht’s ans
Eingemachte, und da kann er zu seiner wahren Form auflaufen.
Die sexuellen Verirrungen der Beatles
Es fing ganz harmlos an mit »I want to hold your hand«. Man gab sich noch mit den leicht zugänglichen Teilen der Anatomie zufrieden, und es endete mit »Why don’t we do it in the road«.
Hier erkennen wir eindeutig die Handschrift von John Lennon, auch wenn Lennon/McCartney als Urheber angegeben sind, den McCartneys wäre das zu unbequem gewesen. Dazwischen die Drogenphase mit „Come together … over me“. Wie soll das denn gehen?
Dank der Gnade der frühen Geburt hat Christian Überschall den Ausbruch der Beatlemania anno 1963 in London erlebt, d.h. im Auge des Hurrikans der Golden Sixties, dem Jahrzehnt der Flower Power, der Freien Liebe (dank der gerade erfundenen Pille) und der Auflehnung (… wir haben damals dem Establishment den Finger gezeigt, heute kriegen wir ihn beim Urologen zurück).
War es eine bessere Zeit? Ja und nein! Es gab keine Anrufbeantworter, keine Haftnotizen und keine Fernbedienungen. Dafür gab es eine Kreativitätseruption in der Popmusik, von der Überschall heute noch zehrt, wenn er zwischen seinen kabarettistischen Zwerchfellattacken die Songs jener Zeit am Piano aufleben lässt.
Quickies
Dieses Programm ist auf der Basis des gleichnamigen Buches entstanden, das eine wilde Mischung aus bernischen Geistesblitzen, skurrilen Beobachtungen und philosophischen Betrachtungen beinhaltet.
Da Überschall überzeugter Strukturalist ist – Schweizer Humor ist ja bekanntlich nicht besonders lustig, aber hervorragend strukturiert – hat er nach einem sinnvollen Ordnungsprinzip gesucht und hat es nach mehreren schlaflosen Nächten gefunden: Das Alphabet. Ja, da muss man auch erst einmal drauf kommen. D.h. er hat seine “Aperçues” (schönes Wort, liegt irgendwo zwischen »Sprüche« und »Aphorismen«) nach Stichworten geordnet und in alphabetische Reihenfolge gebracht, konkret von »Auto« bis »Zuzibilität«.
Auto: Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass nur Männer nach dem Tanken den Einfüllstutzen abschütteln?
Ehe: Hausrbeit in der Ehe gehört aufgeteilt: Zwischen Ehefrau und Zugehfrau!
Sex in der Schweiz (das gibt es, kürzlich wurde wieder ein Fall aus Zürich gemeldet): Typisches Frühstücksgespräch zwischen Ihm und Ihr: »Hast Du wieder simuliert heute Nacht?« »Nein, heute Nacht habe ich wirklich geschlafen!«
Die Frau gehört vor den Pflug
Als dieses Programm entstand, war es ein gefährlicher Titel, die Feministinnen hatten noch Eier, da kam es öfter mal vor, dass Plakate abgerissen oder überschrieben wurden. Dabei wollen Frauen doch Führungspositionen!
Im Kern hat Überschall in diesem Programm die Frauen mit ihren eigenen Waffen geschlagen: Er hat sich dem Phänomen Frau anhand ihres Hauptlese-stoffes genähert: den Frauenzeitschriften. In den Redaktionen sitzen überwiegend Frauen, so dann niemand sagen kann, dass hier Frauen von Männern verarscht werden
O-Ton Überschall: Wenn ich meine Haupterkenntnis aus der Lektüre dieser Zeitschriften kurz zusammenfassen darf: Wenn man die Werbung als Indiz nimmt, besteht die Hauptunktion der Frau darin, der Kosmetikindustrie genügend ausgetrocknete Haut zur Verfügung zu stellen, um diese Unmengen an Fluids und Emulsionen zu absorbieren und damit umweltfreundlich zu entsorgen.
Des weiteren werden diese Zeitschriften und damit ihre Leserinnen, die Frauen, in vier Gruppen eingeteilt:
1. Vogue für die Luxusfrau, die es geschafft hat, sich einen Unternehmer oder leidenden Angestellten zu angeln und haupsächlich dafür sorgen muss, die von Alten angeschaffte Knete wieder in den Wirtschafts-kreislauf zurückzupumpen
2. Comopolitan und Elle, für die Karrierefrau. Als Leitfigur geistert hier die Powerfrau herum, die den Versuch darstellt, diejenigen männlichen Eigenschaften, die den Planeten an den Rand des Abgrunds gebracht haben, auf Teufel komm raus auf die Frauen zu übertragen, anstatt es beim Irrglauben an die Wirksamkeit von Faltencreme zu belassen
3. Brigitte, Für Sie und Petra: Für den anschmiegsamen Typ. Hier betritt die Leserin ein Mode- Diät- und Esotherikinferno, das sich gewaschen hat, mit zusätzlichen Schwerpunkten in den Bereichen Frisuren, Urlaub und Schnittmuster für die Frau, die sich ihren Bodystocking auch mal selber schneidert
4. Die Regenbogenpresse, in der Hauptsächlich für Migränemittel und Klosterfrau Melissengeist geworben wird, d.h. die Zielgruppe ist die gesund-heitlich angeschlagenen schwiegende Mehrheit, quasi die Trümmerfrau der 3. Generation
Anmerkung: Der Zeitschriftenmarkt hat sich seit der Entstehung dieses Programms stark verändert, speziell in Richtung Zeitschriften für junge Frauen. Scheinbar können es Frauen nicht erwarten, sich deformieren zu lassen!
Reif für die Insel
Im Sommer 96 hat Christian Überschall eine Fahrradreise durch Irland gemaht, die so intensiv war, dass er anschliessend in nur drei Wochen ein Buch mit dem Titel “Reif für die Insel” darüber geschrieben hat.
Anschliessend verfiel er in eine tiefe Depression, weil es mit dem nächsten Programm, an dem er schon seit längerem herumgeknorzt hatte, einfach nicht vorangehen wollte. Bis zu dem denkwürdigen Abend in Tübingen, als nach einer mässig besuchten Vorstellung sein Kollege Klaus Birk, der kurz im besagten Buch geblättert hatte, ihm selbiges unter die Nase hielt und meinte: “Du bist ein Löli*, da hast Du doch ein neues Programm!”
Dazu Überschall: Wenn mich nicht alles täusht, bin ich der erste Kabarettist, der ein neues Programm geschreiben hat, ohne es zu merken. OK, das ist leicht übertrieben, weil ich mich für die Bühnenfassung noch einmal ganz schön ins Zeug gelegt habe. Ich halte es für das beste meiner bisherigen fünf Programme, nicht zuletzt deshalb, weil ich mich zum 1. Mal “coachen” liess, und zwar von niemand geringerem als Klaus Birk und Holger Paetz, denen es gemeinsam gelungen ist, den sexuellen Overkill durch gutes Zureden zu verhindern und die einige der besten Pointen beigesteuert haben.
Hotline
In seinem neuen Programm “Hotline” schlüpft er wieder in die Rolle des Dr. Wilhelm G. Sprüngli, diesmal als persönlicher Lebensberater und Experte in allen Fragen des postmodernen Zusammenlebens (…dringend abraten muss ich Ihnen vom Coitus interruptus, der kann ins Auge gehen…).
Dazu O-Ton Überschall: Ich glaube, mit dem Dr. Sprüngli habe ich die Figur gefunden, die mir entspricht. Die Form des Beratungsgesprächs erlaubt es mir ausserdem, in Grenzbereiche menschlicher und sexueller beziehungen vorzudringen, über die ich in der Ichform nicht so unbefangen reden könnte.
Das Panoptikum der Ratsuchenden ist so breit, dass sich jeder irgendwo wiederfinden kann, egal ob als Fremdgeher, Stadtteilneurotiker oder einfach nur Wissbegieriger (“Was passiert, wenn ich während des Orgasmus niesen muss?”). Dabei verliert Überschall nie sein Hauptziel aus den Augen: Der Zuschauer muss froh sein, wenn die Vorstellung zu Ende geht, weil ihm alles weh tut vor Lachen!
Episode Zwei – Dr. Sprüngli kehrt zurück
(The return of Dr. Small Jump)
„Deutsche Frauen sind die besten Ehefrauen, ich weiss, wovon ich spreche, ich war mit dreien verheiratet!“ behauptet Dr. G. Sprüngli alias Christian Überschall in seinem neuen Programm.
Aus einem entsprechend umfangreichen Fundus aus Ehealltag, Beziehungskrisen, Neuanfängen, Partnertausch und einem breiten Spektrum an sexuellen Praktiken kann er deshalb auch diesmal schöpfen, wenn er am Hotline-Telefon Ratschläge erteilt und brisante Erkenntnisse ausspricht (… was nützt die schönste Frau im Bett, wenn es die eigene ist!).
Dabei werden auch heikle Themen nicht ausgespart. Dr. Sprüngli hat z.B. einen Oralsex-Knigge entwickelt. Danach lautet die Regel Nr. 1 für den Mann beim Cunnilingus: „Unbedingt vorher die Baseballmütze umdrehen!“
Überschall ist sich der Gefahr bewusst, ein Themenfeld zu beackern, auf dem sich viele tummeln: „Es muss authentisch, d.h. aus eigenen Erlebnissen und präzisen Beobachtungen heraus entstanden sein und darf nicht konstruiert oder klischeehaft wirken, dann ist die Mann/Frau Thematik unerschöpflich“. Der Rest ist Sprachkunst, und das war schon immer eine von Überschalls besonderen Qualitäten.
Das Wunder von Bern
Christian Überschall wurde kürzlich in Salzburg zum „Der beste in München lebende Schweizer Kabarettist“ gewählt. Er hat diese Auszeichnung zum Anlass genommen, unter dem Titel „Das Wunder von Bern“ ein Highlight-Programm aus seinen Klassikern „Die Zuzibilität der Weisswurscht“, „Reif für die Insel“ und „Quickies“ zusammenzustellen.
Die Zuzibilität der Weisswurscht
In diesem schon fast legendären Programm rechnet Christian Überschall mit Bayern (… diesem Land der begrenzten Unmöglichkeiten, in dem ein Kellner bereits als freundlich gilt, wenn er nicht handgreiflich geworden ist …) und seinen Bewohnern ab, insbesondere ihren Denk- Sprach- und Trinkgewohnheiten.
O-Ton Überschall: Was mir an den Bayern zu denken gibt, ist eine gewisse Orientierungslosigkeit, die sich in der Häufigkeit des Satzes »Ja wo sama denn?« manifestiert. Die spannendste Variante der bayerischen Lebensart findet man natürlich in München, dieser Mischung aus Raiffeisen und Armani, aus Gamsbart und Mikrochip, wo man nie so genau weiss, wenn man jemanden mit einem weissen Pülverchen hantieren sieht:
Ist das jetzt Mentholschmalzler oder etwas Kostbareres?
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* von »zuzln« = sich mit den Lippen unter Vakuumbildung an einem i.d.R. zylindrischen Objekt zu schaffen machen